Nackenschmerzen gehören zu den häufigsten Beschwerden in sportärztlichen und orthopädischen Praxen. Die Ursachen sind sehr vielfältig, werden jedoch dank modernster Technik wie Röntgenuntersuchungen oder Magnetresonanztomografie (MRT) meist schnell und sicher erkannt. Zu den möglichen Auslösern gehört der Bandscheibenvorfall.
Was ist ein Bandscheibenvorfall in der Halswirbelsäule?
Bei den Bandscheiben handelt es sich um das Gewebe, das sich zwischen den Knochen befindet. Die Bandscheiben verfügen über einen weichen und gallertartigen Kern sowie eine kräftige äußere Hülle. Sie stellen die Verbindung zwischen den Knochen der Wirbelsäule her, damit sie beweglich ist. Zwischen den sieben Wirbelkörpern, aus denen die Halswirbelsäule besteht, liegt jeweils eine Bandscheibe. Ein Bandscheibenvorfall in der Halswirbelsäule wird medizinisch als „cervicale Diskushernie“ bezeichnet.
Die äußere Hülle der Bandscheibe reißt hierbei auf, sodass der weiche Kern herausquellen kann. Die enthaltene Flüssigkeit drückt dadurch gegen die umgebenden Nerven. Zu den Symptomen gehören Nackenschmerzen. Das Erkrankungsalter liegt meist zwischen 30 und 60. Der Bandscheibenvorfall in der Halswirbelsäule tritt seltener auf als an der Lendenwirbelsäule. In der Halswirbelsäule liegt, anders als im Lendenwirbelsäulenbereich das Rückenmark direkt hinter den Bandscheiben.
Welche Symptome können bei Nackenschmerzen durch einen Bandscheibenvorfall auftreten?
Der Bandscheibenvorfall kann zu Nackenschmerzen führen. Daneben sind Schmerzen in den Schultern oder im Hinterkopf sowie ausstrahlende Schmerzen in den Arm möglich. Dies spricht meist dafür, dass die Nervenwurzeln gereizt werden. Auch kann es zu Taubheitsgefühlen oder einem Kribbeln im Arm oder in der Hand kommen. Die Schmerzen können dumpf, ziehend, scharf oder brennend sein. Meist sind sie schwer zu lokalisieren. Viele Betroffene neigen aufgrund der Beschwerden dazu, eine Schonhaltung einzunehmen, die den Hals zusätzlich versteift. Kommen Symptome wie eine Taubheit, ein Kribbeln und geschwächte Armmuskeln hinzu, gilt dies als Warnzeichen, dass ein ernsteres Problem vorliegen könnte.
Einige verspüren die Auswirkungen auch in den Beinen. In all diesen Fällen sollte ein Arzt aufgesucht werden, um die Ursache für die Schmerzen in der Halswirbelsäule zu ermitteln. Bei 70 bis 90 Prozent verbessern sich die Beschwerden jedoch von selbst. Zum Teil ist eine konservative Therapie erforderlich. Kommt es durch den Druck auf die Nervenwurzel sogar zum Ausfall der motorischen Funktion, entwickeln sich Lähmungserscheinungen. Diese bessern sich meistens nicht von allein.
Diagnose eines Bandscheibenvorfalls in der HWS
Die Diagnose des Bandscheibenvorfalls in der Halswirbelsäule beginnt damit, dass der Nackenbereich, die Arme und Beine untersucht werden. Der Arzt testet den Nacken auf Flexibilität und den Bewegungsradius. Daneben wird geprüft, ob die Nervenwurzeln oder das Rückenmark belastet sein könnten. Der Patient schildert, wo er Schmerzen oder andere Beschwerden wie Kribbeln, Taubheitsgefühl oder Schwäche verspürt. Daneben kommen bildgebende Verfahren wie Röntgen- und CT- Untersuchungen oder Magnetresonanztomographie zum Einsatz. Letztere liefert die meisten Informationen in Bezug auf die Art, Lokalisation und Ausdehnung des Bandscheibenvorfalls.
Die Bandscheiben, Muskeln, Knochen, Nerven und Bänder können dadurch genau untersucht werden. Die MRT Untersuchung wird heutzutage bei der Diagnostik von Bandscheibenvorfällen dank der besseren Auflösung sowie der mehrdimensionalen Bildgebung anderen Diagnosemöglichkeiten in der Regel vorgezogen. Das CT kann in speziellen Fällen eine sinnvolle zusätzliche Untersuchung sein, vor allem, wenn die knöchernen Strukturen überprüft werden sollen.
Ein Bandscheibenvorfall drückt auf Spinal-Nerven und verursacht Nackenschmerzen
Die Bandscheiben, die sich zwischen den Halswirbeln befinden und aus Faserring und Gel-Kern bestehen, fungieren als polsterartige Stoßdämpfer des Körpers. Sie ermöglichen der Halswirbelsäule ihre Beweglichkeit. Mit
- dem Alter,
- durch Fehlbelastungen,
- Überbeanspruchungen,
- Bewegungsmangel und
- Übergewicht
können sie jedoch ihre Elastizität und Flexibilität verlieren und reißen. Zudem kann der „weiche“ Kern herausquellen. Im Faserring der Bandscheiben kommt es zu degenerativen Veränderungen.
Nackenschmerzen als Symptom eines Bandscheibenvorfalls quälen viele Betroffene. Der Grund hierfür sind die vorgetretenen Bandscheibenanteile im Bereich der Halswirbelsäule, die auf die Spinal-Nerven drücken. Weitere mögliche Beschwerden bei einem Bandscheibenvorfall in der Halswirbelsäule sind
- Schulterschmerzen,
- ausstrahlende Schmerzen,
- Taubheitsgefühle oder ein Kribbeln im Arm oder in der Hand,
- Schwindel,
- Kopfschmerzen und
- Tinnitus.
Was hilft bei Nackenschmerzen aufgrund eines Bandscheibenvorfalls?
Bei entsprechenden Beschwerden empfiehlt es sich, seinen Hausarzt aufzusuchen, der an einen Orthopäden, der der passende Facharzt ist, überweisen kann. Bei einem Bandscheibenvorfall in der Halswirbelsäule helfen oftmals Bewegung, Medikamente und andere nicht chirurgische Maßnahmen, um die Nackenschmerzen zu lindern:- Bewegung
Durch Physiotherapie kann die geschwächte Rückenmuskulatur aufgebaut und gestärkt werden. Bewegung und Sport sind das richtige Mittel, um die Nackenschmerzen zu lindern und vorzubeugen. - Medikamente
Zu den Medikamenten, die die Beschwerden lindern können, gehören Opioide und nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR). Auch Paracetamol, das gängige Schmerzmittel, kann helfen. - Injektionsverfahren
Eine weitere Möglichkeit der Behandlung ist das Injektionsverfahren, bei dem durch einen Katheder in die erkrankte Bandscheibe Medikamente gespritzt werden. - Spritzenbehandlung
Bei der periradikulären Spritzenbehandlung werden nahe der Nervenwurzeln der erkrankten Bandscheiben Medikamente gespritzt. Die genaue Platzierung der Injektionsnadel ermöglicht eine Computertomographie und Röntgenkontrastmittel. - Laserbehandlung
Des Weiteren ist eine Laserbehandlung erkrankter Bandscheiben möglich, bei der es zum Schrumpfen der vorgefallenen Bandscheibenanteile kommt. Dadurch können die akuten Nackenschmerzen beseitigt werden und die Struktur des Bandscheibenfaserrings stabilisiert sich.
Was können Betroffene selber tun? Was sollte gemieden werden?
Bei häufigen Verspannungsbeschwerden und Nackenschmerzen kann es hilfreich sein, die Schultern und Arme zu bewegen und zu lockern und den Kopf zu beiden Seiten zu kreisen. Linderung kann ebenso eine Wärmflasche verschaffen. Auch das Tragen einer Halskrawatte kann Besserung bringen. Massagen sind nicht immer ideal, da sie gelegentlich sogar zur Verschlimmerung führen können. Zudem sollten ruckartige Einrenkversuche der Halswirbelsäule unbedingt vermieden werden.
Wann ist eine Operation notwendig?
Bei 70 bis 90 Prozent verbessern sich die Beschwerden durch eine konservative Therapie. Erst wenn dies nicht der Fall ist oder es zu starken Schmerzen kommt, ist eine Operation empfehlenswert. Kommt es zum Ausfall der motorischen Funktion entwickeln sich Lähmungserscheinungen. Diese bessern sich meistens nicht von allein, sodass in diesem Fall ebenfalls eine operative Behandlung sinnvoll ist.In vielen Fällen hilft die minimal-invasive Therapie, eine geschlossene Operation zur Behandlung eines Bandscheibenvorfalls. Der Chirurg setzt bei der minimal-invasiven Bandscheiben-OP meistens an den erforderlichen Stellen vier kleine Schnitte, um den Zugang zu ermöglichen. Die Behandlung erfolgt beispielsweise durch eine Absaugmethode oder eine Auflösung der erkrankten Bandscheibe. Letzteres erfolgt durch eingespritztes Ozon.
Bleiben diese Methoden erfolglos, kommen größere Bandscheiben-Operationen zum Einsatz. Stark abgenutzte Bandscheiben werden häufig durch eine Prothese ersetzt, um die Beweglichkeit im erkrankten Wirbelsäulensegment zu erhalten. Bei der versteifenden Bandscheibenoperation wird die vorgefallene Bandscheibe entfernt und anschließend ein Implantat in den Bandscheibenraum eingesetzt. Die zwei benachbarten Wirbelkörper werden fixiert und verwachsen mit der Zeit miteinander. Im betroffenen Wirbelsäulenabschnitt kommt es dadurch zu einer Versteifung.
Fazit
Ein Bandscheibenvorfall kann starke Nackenschmerzen verursachen. Sie können dumpf, ziehend und nicht so einfach zu lokalisieren, aber auch brennend, scharf und genau zu lokalisieren sein. Die Symptome eines Bandscheibenvorfalls variieren von Mensch zu Mensch und oftmals auch von Tag zu Tag. Es besteht grundsätzlich die Möglichkeit, dass er sich im Laufe der Zeit von selbst wieder zurückbildet. In diesem Fall werden die Schwellung und in der Folge der gallertartige Kern kleiner. Er drückt somit nicht mehr auf die anderen Strukturen. Bei Symptomen wie Taubheit, Kribbeln und Schwäche der Armmuskeln sollte ein Arzt aufgesucht werden, um die Ursache für die Nackenschmerzen zu ermitteln. Je nach Schwere des Bandscheibenvorfalls gibt es mehrere Möglichkeiten. Eine Operation sollte der letzte Ausweg sein und erst in Betracht gezogen werden, wenn konservative Maßnahmen ohne Erfolg bleiben.
„Bei chronischen Nackenschmerzen würde ich vorerst immer die Themen Körperhaltung, Atmung, Faszientraining und Mobilisation angehen.“