Unter Schmerztherapie werden therapeutische Maßnahmen zusammengefasst, die Schmerzen reduzieren, im besten Falle beseitigen. Akute Schmerzen werden dabei meistens zusammen mit der Ursache behandelt. Chronische Schmerzen können eine spezielle schmerztherapeutische Behandlung notwendig machen.
In diesen Fällen ist der Auslöser der Schmerzen bereits beseitigt. Oder die Grunderkrankung kann nicht, oder nicht so schnell, geheilt werden. Nackenschmerzen, die länger als zwei bis drei Monate andauern sind chronisch.
Bereits bei länger anhaltenden (über eine Woche) Nackenschmerzen muss die Ursache auf jeden Fall ärztlich abgeklärt werden. Nackenschmerzen können auch Alarmsignale von ernsthaften Grunderkrankungen, wie ein Bandscheibenvorfall, Osteoporose oder Herzkrankheiten sein.
Schmerztherapie wenn alles andere nicht hilft
In den meisten Fällen sind jedoch Muskelverspannungen oder -verhärtungen die Ursache von Nackenschmerzen. Hervorgerufen durch Fehlhaltungen, monotone Bewegungen, eine unzureichend ausgebildete Nackenmuskulatur oder psychische Faktoren. Bleiben die Nackenschmerzen, trotz Behandlung oder Heilung der Ursache, über mehrere Monate bestehen, ist eine Schmerztherapie erforderlich.
Die Schmerzen haben dann nichts mehr mit der eigentlichen Ursache zu tun. Chronische (Nacken)schmerzen werden in der Medizin als eigenständiges Krankheitsbild behandelt. Die Wissenschaft geht davon aus, dass mit der Zeit ein Umbau der Nervenverbindungen stattfindet. Es entwickelt sich ein sogenanntes Schmerzgedächtnis.Diese Umbildung im Gehirn und im Rückenmark kann sogar mit einem bildgebendem Verfahren (Positronenemissionstomographie) nachgewiesen werden. Durch diese Umbildung wird unter anderem zu wenig Serotonin gebildet. Das ist ein chemischer Botenstoff, der Einfluss auf die Schmerzempfindung, auf die Gemütslage und den Schlaf nimmt.
Durch Schmerztherapie chronische Nackenschmerzen verhindern
Akute Nackenschmerzen führen bei vielen Betroffenen zur Einschränkung der Beweglichkeit. Die Beschwerden verschwinden mitunter nach einer Weile wieder. Doch oftmals beginnt ein Teufelskreis: Da die Nackenschmerzen so stark sind, wird jede Bewegung vermieden. Dies verstärkt die Verhärtungen und Verkrampfungen, sodass sich die Nackenschmerzen verschlimmern und über kurz oder lang chronisch werden können und sich dadurch viel schwerer behandeln lassen. Eine Schmerztherapie kann die Chronifizierung der Beschwerden verhindern. Hierfür ist
die angemessene Behandlung akuter Schmerzen und die Lösung von Blockaden wichtig. Eine wirksame Schmerztherapie basiert auf folgenden Säulen:
- Erhebung der Schmerzvorgeschichte
- Beurteilung des Schweregrads
- Information über vorhandene Behandlungsmöglichkeiten
- Schmerztagebuch führen
- Behandlungsverlauf dokumentieren
- Zusammenarbeit mit anderen Fachrichtungen
Maßnahmen einer Schmerztherapie bei Nackenschmerzen
Hier setzen die unterschiedlichen Maßnahmen einer Schmerztherapie an. Die Schmerztherapie ist ein Teilbereich der Algesiologie (Schmerzwissenschaft). Ärzte, Ärztinnen mit einer Spezialisierung für Schmerztherapie führen in Deutschland zusätzlich die Bezeichnung „Spezielle Schmerztherapie“. Schmerzkliniken und Schmerzambulanzen haben sich ganz auf die Behandlung von Schmerzen spezialisiert.
Bei Nackenschmerzen wendet die Schmerztherapie hauptsächlich Maßnahmen aus diesen vier Bereichen an:
- Chemisch
- Physikalisch
- Mechanisch
- Psychisch
Chemisch werden Medikamente der Schulmedizin, der Phytotherapie (Pflanzenheilkunde) oder der Homöopathie oral bzw. durch eine Injektion verabreicht.
Die medikamentöse Therapie der Schulmedizin erfolgt durch die Einnahme von Schmerzmitteln. Die WHO (World Health Organisation) hat für die Schmerztherapie (analgetische Therapie) für die Verabreichung von Medikamenten vier Stufen vorgegeben:
- Stufe 1: Analgetika (Schmerzmittel) ohne opioide Zusatzstoffe
- Stufe 2: Analgetika mit schwachen opioid Zusätze
- Stufe 3: Analgetika mit starken opioid Zusätze
- Stufe 4: invasive Verabreichung der Analgetika (z. B. direkt ins Rückenmark)
Als (letztes) mechanisches Mittel steht auch noch die Möglichkeit einer Operation zur Auswahl, wobei die schmerzleitenden Nervenbahnen durchtrennt werden.
Auch Therapien auf psychologischer Ebene werden erfolgreich bei chronischem Nackenschmerz eingesetzt. Meistens in Kombination mit einer der oben aufgeführten Methoden. Hierzu zählen in erster Linie die Verhaltenstherapie, Hypnose, Autosuggestion, autogenes Training und Biofeedback. Im Vordergrund dieser Verfahren steht die Schmerzbewältigung durch Annahme, Verständnis und Verlernen des Schmerzes.
Gleichzeitig mit dem Training der Schmerzbewältigung, werden auch der Umgang mit den Schmerzen, die Folgen und die psychischen Auswirkungen auf den individuellen Alltag in das schmerztherapeutische Programm integriert.
Fazit: Bisher belegen zahlreiche internationale Studien, dass bei chronischen (Nacken)schmerzen eine Schmerztherapie mit einer Kombination aus medizinischen und psychologischen Maßnahmen am wirksamsten ist.
Das Ziel einer Schmerztherapie besteht darin, die Nackenschmerzen zu beseitigen oder zumindest zu lindern und die eingeschränkte Bewegung zu fördern oder überhaupt erst zu ermöglichen. Ein wichtiger Bestandteil ist es, die Eigenaktivität des Betroffenen zu stärken, um den Teufelskreis aus Schmerzen, Verspannung, Fehlhaltung und erneuten Schmerzen zu durchbrechen. Eine frühzeitige Schmerztherapie kann eine Chronifizierung der Nackenschmerzen verhindern. Es ist wichtig, körperlich aktiv zu bleiben und rechtzeitig eine effektive Behandlung zu beginnen, um eine Schmerz- und Beschwerdefreiheit zu erzielen.
Definitionen
Was ist die Positronenemissionstomographie?
Die Positronenemissionstomographie (PET) ist ein diagnostisches Verfahren in der Medizin. Der Patient bekommt ein sogenanntes Radiopharmakon (eine leicht radioaktive Substanz) verabreicht. Dieses gibt bestimmte Signale an den PET-Scanner ab, der dann wiederum ein Bild daraus erstellt. Es kommt in der Onkologie, Kardiologie und Neurologie zum Einsatz, um Stoffwechselvorgänge darzustellen.
Was ist Serotonin?
Serotonin ist zugleich ein Hormon und ein Neurotransmitter (Botenstoff der Nerven). Bekannt ist vielen Serotonin als Glückshormon. Es wirkt anregend und sorgt für gute Stimmung. Serotonin kommt im Zentralen Nervensystem, wie in den Nerven des Darmtraktes vor. Es übt einen wesentlichen Einfluss auf Blutdruck, Appetit, Sexualverhalten, die Nierenarbeit und die Blutgerinnung aus.
Was ist die Algesiologie?
Algesiologie nennt sich die Wissenschaft, die sich mit Schmerzen befasst. Die Schmerzwissenschaft teilt sich auf in die Gebiete, Schmerzentstehung, Schmerzarten und Schmerzbekämpfung. In diesem Zusammenhang fällt auch der Begriff Schmerzmanagement. Denn meistens ist es in der Algesiologie notwendig, interdisziplinär zusammenzuarbeiten. Behandelt werden meistens chronische Schmerzzustände (z. B. Wirbelsäulenleiden, Tumorgeschehen).
Was sind Analgetika?
Analgetika sind, vereinfacht gesagt, Schmerzmittel. Substanzen, die Schmerzen lindern können, indem sie Einfluss auf die Schmerzempfindung nehmen. Im Gegensatz zu Narkotika (Narkosemitteln) wirken sie nicht auf das zentrale Nervensystem, auf die Sinne oder das Bewusstsein. Je nach Schmerzstärke kommen in der medikamentösen Schmerztherapie Nicht-Opioid-Analgetika oder Opioide zum Einsatz.
Was ist Biofeedback?
Die Biofeedback Methode ist Verfahren aus der Verhaltensmedizin. Unbewusstes Verhalten auf körperlicher und psychischer Ebene, werden den Patienten bewusst gemacht, sodass sie lernen können, diese Prozesse bewusst zu beeinflussen. Besonders chronische Schmerzen und Verspannungen, sowie Bluthochdruck und Inkontinenz können mit dieser Methode behandelt werden. Dafür gibt es unterschiedliche Biofeedbackgeräte (Gehirnströme, Muskelspannung, Schweißproduktion, etc.).
„Bei chronischen Nackenschmerzen würde ich vorerst immer die Themen Körperhaltung, Atmung, Faszientraining und Mobilisation angehen.“